Was ist neu an MiFID III? Die wichtigsten Änderungen für mehr Markttransparenz
„MiFID III“ ist die gängige Bezeichnung für die Überarbeitung der bestehenden MiFID II-Richtlinie (Markets in Financial Instruments Directive) und der MiFIR-Verordnung (Markets in Financial Instruments Regulation). Die Europäische Kommission hat die neue Verordnung bereits im März 2024 beschlossen, damit sie ab 2025 und 2026 schrittweise in den europäischen Finanzmärkten in Kraft treten kann. Ziel ist es, die Regulierung der europäischen Kapitalmärkte an die digitale Realität anzupassen und den Anlegerschutz, insbesondere im Retail Investment, zu stärken.
Seit Inkrafttreten von MiFID II und MiFIR im Jahr 2018 haben sich Finanzprodukte, Marktstrukturen, Technologien und Handelspraktiken massiv verändert. Mobile Trading-Apps, algorithmischer Handel und der zunehmende Einsatz von KI im Wertpapiergeschäft erfordern neue Regeln. Die Märkte für Finanzinstrumente sind heute deutlich komplexer und Aufsichtsbehörden fordern mehr Transparenz, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Interessenkonflikte auszuschließen.
Der Fokus verschiebt sich: Die neuen Regeln verlangen nicht mehr nur die Aufzeichnung von Kommunikation, sondern die aktive Überwachung, Analyse und den Nachweis von Best Execution.
2007
MiFID I tritt in Kraft (Basisregelwerk)
2018
MiFID II + MiFIR: Stärkere Transparenz, strengere Regeln für Handel und Beratung
2024
MiFID III + MiFIR 2 beschlossen: Modernisierung & neue Anforderungen
2025
September: Umsetzung wesentlicher MiFID III-Pflichten (z. B. neue Reporting-Anforderungen)
2026
Juli: Vollständiges Inkrafttreten inkl. PFOF-Verbot und Consolidated Tape
Zeitliche Umsetzung
September 2025: Neue Reporting-Pflichten treten in Kraft. Finanzinstitute müssen Transaktionen detaillierter dokumentieren und nahezu in Echtzeit an die Aufsichtsbehörden melden.
Juni 2026: Das PFOF-Verbot (Payment for Order Flow) wird eingeführt. Makler dürfen keine Zahlungen mehr von Handelsplätzen annehmen, um Kundenaufträge dorthin zu leiten. Gleichzeitig startet das Consolidated Tape für Aktien, ETFs und Derivate - ein europaweit einheitliches Register für Marktdaten.
MiFID II vs. MiFID III: Der direkte Vergleich
Viele Marktteilnehmer arbeiten seit Jahren mit MiFID II. Mit MiFID III setzt die EU nun neue Schwerpunkte:
Kategorie | MiFID II (2018) | MiFID III (2025/2026) |
---|---|---|
Transparenz und Marktdaten | Fokus auf Post-Trade-Transparenz und Best Execution | Einführung eines EU-weiten Consolidated Tape für Echtzeit-Marktdaten und einheitliche Standards |
Payment for Order Flow | Unter bestimmten Bedingungen erlaubt | EU-weites PFOF-Verbot: Vermeidung von Interessenkonflikten, strenger Best-Execution-Nachweis |
Reporting und Transaktionen | Vorgaben nach MiFIR mit festen Datenfeldern | Erweiterte Datenfelder, nahezu Echtzeit-Meldungen, stärkere ESMA-Kontrolle (European Securities and Markets Authority) |
Volumenkappung | Doppel-Kappung: 4 % pro Handelsplatz, 8 % marktweit | Einfache 7 %-Kappung für Referenzpreis- und verhandelte Trades |
Systemactic Internaliser (SI) | Selbsteinschätzung durch Firmen | Klare Kriterien, zentrale ESMA-Liste |
Aufzeichnungspflichten | Pflicht zur Speicherung von potenziell transaktionsrelevanten Gesprächen | Pflicht zur Analyse und Überwachung (Behavioral Oversight, Off-Channel Monitoring) |
Anlegerschutz | Geeignetheits- und Offenlegungspflichten | Strengere Anforderungen, auch für digitale Kanäle |
Sanktionen und Durchsetzung | Nationale Aufsichtsbehörden zuständig | EU-weite Sanktionen, härtere Durchsetzung bei Daten- und Volumenverstößen |
Was ändert sich in der Praxis?

Höhere regulatorische Pflichten für mehr Markttransparenz
Mit den Anpassungen wird das EU-weite Consolidated Tape eingeführt: ein zentraler Datenpool, der in Echtzeit Marktdaten zu Aktien, ETFs und Derivaten bereitstellt. Damit sollen bisher fragmentierte Informationen harmonisiert und europaweit einheitlich verfügbar gemacht werden. Institute müssen ihre Systeme so aufstellen, dass sie einheitliche Datenstandards unterstützen und Marktdaten korrekt in ihre Reporting- und Risikomanagement-Prozesse einfließen.
Strengere Regulierung bei der Orderausführung
Das PFOF-Verbot (Payment for Order Flow) macht Schluss mit Zahlungen für die Weiterleitung von Kundenaufträgen an bestimmte Handelsplätze.
Broker müssen künftig nachweisen, dass Aufträge ausschließlich im Interesse des Kunden ausgeführt werden, damit Anleger sicher sein können, stets die bestmöglichen Bedingungen zu erhalten. Die Dokumentationspflichten steigen, insbesondere beim Nachweis von Best Execution.
Erweiterte Berichtspflichten und mehr Kontrolle durch ESMA
Die Berichtspflichten werden umfangreicher und schneller. Neue Datenfelder, optimierte Datenflüsse und die zentrale Zuständigkeit der europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde erhöhen den Druck auf Finanzinstitute. Nationale Behörden wie die BaFin behalten zwar ihre Rolle in der direkten Marktüberwachung, sie handeln jedoch künftig stärker im Einklang mit den europäischen Vorgaben. Für Banken, Broker und Asset Manager bedeutet das, dass sie ihre Systeme so modernisieren müssen, dass detaillierte und nahezu in Echtzeit übermittelte Transaktionsmeldungen sowohl den nationalen Aufsehern als auch der ESMA zur Verfügung gestellt werden können.
Auswirkungen auf die Aufzeichnungspflichten
Die bestehenden Vorgaben zur Aufzeichnung bleiben weiterhin bestehen: Alle Kundengespräche, die zu einer Transaktion führen können, müssen dokumentiert und archiviert werden, unabhängig davon, ob sie per Telefon, Video, Chat, E-Mail oder über Collaboration-Tools stattfinden. In der Regel gilt dabei eine Mindestaufbewahrungsfrist von fünf Jahren, in einigen Ländern auch länger.
Die Überwachung von Off-Channel-Kommunikation wird verstärkt, um den Austausch sensibler Kundeninformationen über inoffizielle Wege, private Geräte oder Messenger-Dienste wie WhatsApp zu verhindern.
Gleichzeitig wächst die Menge und Komplexität der Kommunikationsdaten rasant. Klassische Stichproben reichen nicht mehr aus, um Risiken zuverlässig zu erkennen. Moderne Analyseverfahren, insbesondere KI-gestützte Risikoerkennung, haben sich in der Branche längst als Best Practice etabliert. Sie helfen, Fehlverhalten wie Mis-Selling oder unzulässige Produktempfehlungen frühzeitig sichtbar zu machen und Compliance-Teams zu entlasten.
Konsequenz für die Praxis
Die neuen Anforderungen führen zu einem erhöhten Dokumentations- und Aufzeichnungsbedarf. Es reicht nicht mehr aus, Kundendaten auf einer Plattform zu speichern. Systeme müssen auditierbar, durchsuchbar und zukunftssicher sein, um den Nachweis der Compliance jederzeit erbringen zu können.
Die Rolle der Technologie: KI und Omnichannel-Recording
Die Anforderungen der Regularien sind so umfassend, dass eine manuelle Überwachung der Kundenkommunikation nicht mehr ausreicht. Die Vielzahl an Daten (von Telefonaten über E-Mails bis hin zu Chat-Nachrichten und Videokonferenzen) lässt sich nur mit modernen Technologien effizient bewältigen.
Ein zentraler Ansatzpunkt ist die KI-gestützte Risikoerkennung. Die neuen Aufzeichnungspflichten verlangen nicht nur die Speicherung von Kundengesprächen, sondern auch deren aktive Analyse. Künstliche Intelligenz kann Gespräche und Nachrichten automatisiert nach Risikomustern durchsuchen und so etwa Mis-Selling, unzulässige Produktempfehlungen oder Off-Channel-Kommunikation frühzeitig aufdecken. Unternehmen profitieren dabei von erprobten Ansätzen wie den AI Policy Templates für MiFID II, FCA und Dodd-Frank, die vordefinierte Regeln und Schlagwortlisten liefern und sich flexibel auf die neue Richtlinie anpassen lassen.
Ebenso entscheidend ist eine Omnichannel-Recording-Strategie. Es wird gefordert, dass sämtliche Kommunikationskanäle erfasst werden – von klassischen Telefongesprächen über Video-Calls bis hin zu Chats, E-Mails und Collaboration-Plattformen wie Microsoft Teams. Nur eine lückenlose Abdeckung stellt sicher, dass Off-Channel Monitoring umgesetzt werden kann und geschäftsrelevante Informationen nicht über inoffizielle Wege verloren gehen.
Darüber hinaus eröffnet die Technologie neue Chancen in Bezug auf Automatisierung und Effizienz. Moderne Lösungen ermöglichen nicht nur manipulationssichere Audit-Trails, sondern auch automatisierte Reporting-Workflows und Alerts, die den manuellen Aufwand erheblich reduzieren. Dass sich damit regulatorische Änderungen effizient umsetzen lassen, zeigt ein Blick auf die Erfahrungen aus dem Dodd-Frank Compliance Recording, wo ähnliche Pflichten bereits heute bestehen.
So bereiten Sie sich vor: Ihre Checkliste
Die Umsetzung von MiFID III erfordert konkrete Schritte, damit Finanzinstitute ab 2025/2026 rechtskonform und effizient arbeiten können. Die folgenden Maßnahmen sind besonders relevant:
- System-Audit und Funktionsprüfung
- Überprüfen Sie, ob Ihre Systeme alle aktuellen und künftigen Aufzeichnungspflichten erfüllen. Dazu gehören manipulationssichere Speicherung, automatische Archivierung und Löschfristen nach EU-Vorgaben. Entscheidend ist außerdem, dass Daten vollständig auditierbar und exportierbar sind.
- Anpassung von Prozessen und Workflows
- Passen Sie Ihre technischen Standards, Dokumentations- und Reporting-Prozesse an die neuen MiFID III- und MiFIR-2-Pflichten an. Wichtig sind vor allem automatisierte Reports und Alerts, die mögliche Compliance-Verstöße sofort sichtbar machen. Technologien wie AI Policy Templates helfen bei der schnellen Implementierung regulatorisch abgestimmter Überwachungslogiken.
- Schulungen zu Verhaltens- und Beratungsvorgaben
- Mitarbeiter müssen mit den neuen Anforderungen vertraut sein – von PFOF-Verbot über den Nachweis der Best Execution bis hin zu Regeln für Off-Channel Monitoring. Sensibilisieren Sie Teams zudem für den Einsatz von KI-gestützten Überwachungs- und Analysetools. Ergänzend sollten rollenspezifische Trainings für Front-Office, Compliance und IT durchgeführt werden.
- Vorbereitung auf PFOF-Verbot und neue Reportingformate
- Analysieren Sie bestehende Orderausführungsprozesse und passen Sie diese frühzeitig an das kommende PFOF-Verbot an. Zudem müssen Finanzinstitute die neuen Datenstandards für Transaktionsmeldungen (RTS 22) implementieren. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Systeme ab den Stichtagen 2025/2026 vollständig MiFID III-compliant arbeiten.
Recording Insights: Mehrwert für MiFID III-Compliance
Die Umsetzung von MiFID III ist komplex, doch mit der richtigen Technologie lässt sich die Regulierung nicht nur erfüllen, sondern auch als Chance nutzen. Genau diesen Ansatz beschreibt Ralf Rösel, Director Product Management bei ASC:
„Mit Recording Insights setzen Sie MiFID III nicht nur um – Sie nutzen regulatorische Änderungen als Chance, um Prozesse zu automatisieren, Risiken proaktiv zu erkennen und jederzeit nachweisbar compliant zu sein."
Nahtlose Integration in bestehende Systeme
Die verschärften Anforderungen an Reporting, Aufzeichnungspflichten und Omnichannel-Recording lassen sich mit klassischen Mitteln kaum noch effizient erfüllen. Genau hier setzt Recording Insights an: Die Lösung ist eine zertifizierte native App für Microsoft Teams und zusätzlich für die Microsoft Industry Cloud for Financial Services freigegeben. Alle relevanten Kommunikationskanäle (von Anrufen und Chats bis hin zu Meetings und Videokonferenzen) werden automatisch aufgezeichnet, verschlüsselt gespeichert und revisionssicher archiviert. Durch integrierte Analysefunktionen wie Transkription, Keyword-Erkennung und Sentiment-Analyse können Compliance-Verantwortliche Risiken frühzeitig erkennen und regulatorische Nachweise jederzeit erbringen.
Mit Recording Insights lassen sich die steigenden Aufzeichnungspflichten nicht nur erfüllen, sondern auch effizient mit den Anforderungen an Omnichannel-Compliance verbinden.
AI Policy Templates für KI-gestütztes Compliance Management
Regulatorische Anforderungen sind komplex und betreffen sowohl Reporting-Pflichten als auch die Überwachung von Kundenkommunikation. Anstatt jede Regel individuell zu konfigurieren, bietet ASC mit den AI Policy Templates vorkonfigurierte, regulatorisch abgestimmte Analysebausteine.
Der Vorteil: Compliance-Teams können gesetzliche Änderungen ohne langwierige Implementierungsprojekte sofort in ihre Systeme übertragen. Damit wird die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen von MiFID III nicht nur einfacher, sondern auch operativ planbar und skalierbar. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern schaffen auch einen Wettbewerbsvorteil durch Effizienz und Transparenz.
Hinweis
Bitte beachten Sie, dass wir keine Rechtsberatung leisten und diese Informationen keine rechtliche Prüfung oder Beratung ersetzen können.